Mit Huskys durch Finnisch Lappland im März 2019
Mit dem selbst geführten Gespann über zugefrorene Seen und durch verschneite Wälder, im Pallas-Ylläs-Nationalpark, 200 Km nördlich des Polarkreises.
Gebucht hatte ich die Tour über Schulz-Aktiv-Reisen. Veranstalter vor Ort war die familiär geführte kleine Huskyfarm „Pallas-Huskys“ von Markku und Mari Rauhala mit ca. 50 Hunden am Rande des kleinen Dorfes Rauhala, etwa 45km nördlich von Kittilä.
Die Hunde sind Alaskan Huskys. Dieser Hundetyp wird je nach Zuchtziel zwischen 17 und 50 Kg schwer mit robusten Pfoten und dichtem, wetterfestem Fell. Egal wie schwer oder wie groß, haben diese Hunde eines gemeinsam: ein unbändiger Wille zum Laufen, sehr ausdauernd, genügsam und verträglich mit anderen Hunden und vor allem mit Menschen.
Die Leithunde (Leader) laufen vorne. An sie werden hohe mentale Anforderungen gestellt. Sie komunizieren mit dem Musher, setzen Befehle um und geben Richtung und Tempo für das Team vor. Sie sind auch in der Lage den Weg selbst zu finden, oft noch nach Jahren einen einmal gelaufenen Trail. Bei Tiefschnee ist auch körperlichen Einsatz gefordert.
Die Radhunde (Wheeler) laufen hinten, direkt vor dem Schlitten. Sie sind für Antrieb und Spurhaltung zuständig und leisten die schwerste körperliche Arbeit im Team. Hier werden besonders starke Hunde, oft auch junge Hunde in Ausbildung eingesetzt. Ein Gespann besteht meist aus mehr als 4 Hunden.
Die mittig laufenden Hunde werden auch als Swinger bezeichnet.
Die warme Ausrüstung von den Schuhen bis zur Mütze wurde gestellt.
Nach einer Einweisung im Umgang mit dem Schlitten war es dann soweit, wir bekamen unsere Gespanne. Aufregung pur!
Vor meinem Schlitten liefen 4 Hunde, die anderen hatten 5 und die führenden Musher mit dem Gepäck für die Mittagspausen im Schlitten, hatten 6 Hunde eingespannt.
Meine Hunde
Wheeler Karki, Wheeler Musti, Leader Robin und Leader Molly
Am 1. Tag startete unsere Tour an der Husky-Farm und endete in unserem Camp wo die Hunde die nächsten 3 Tage verbrachten. Am 4. Tag war nach der Tagestour die Husky-Farm wieder Endstation.
Vorweg muss ich sagen, beim Verabschieden von den Hunden hatte ich ein paar Tränen in den Augen. In den 4 Tagen ist eine gewisse Bindung zu diesen liebenswerten, genügsamen und anpassungsfähigen Gesellen, entstanden.
Vor dem Frühstück waren abwechselnd 3 Leute für die Morgen-Fütterung und das „Häufchen“ sammeln zuständig.
Während unseres Frühstücks wurden von Markku oder Ville schon mal die passenden Geschirre für die jeweiligen Hunde bereitgelegt, welche wir dann vor dem Start unseren Vierbeinern anlegten um sie dann auf ihren vorgesehenen Positionen vor den Schlitten zu spannen.
Aufgeteilt in 2 Gruppen mit jeweils einem erfahrenen „Chef-Musher“ (Markku, Ville oder Linda) vorne weg, ging es dann unter ohrenbetäubendem Gebell los. Aber sofort nach dem Start ist alles still und es bleibt nur noch das sanfte Geräusch der Kufen und der Schneebremse, mit der die Geschwindigkeit reguliert wird, damit der Abstand zum führenden Gespann gewahrt bleibt und die Zugleine des eigenen Gespanns im unterschiedlichen Gelände immer gleichmäßig auf Spannung bleibt.
Bei stärkerem Gefälle muss die Bremse mit den Metall-Krallen betätigt werden, um ein Auflaufen des Schlittens auf die Hunde zu verhindern,
bei einer Steigung oder bei Tiefschnee ist es gelegentlich erforderlich durch Mitlaufen und Schlitten schieben dem Gespann zu helfen.
Bei den kurvenreichen Auf- und Ab‘s durch die Wälder ist schon erhöhte Aufmerksamkeit am Schlitten gefordert, wobei man beim Überqueren von Seen und Moorgebieten die Blicke schweifen lassen kann.
Ungefähr nach der Hälfte der 30 – 50 Km langen Etappen hieß es Pause machen.
Nach dem Sichern der Schlitten durch Schneekralle und Anbinden bekamen die Hunde ihr Futter und konnten sich etwas ausruhen.
Für uns gab es heißen Tee, die mitgebrachten Brote, Würstchen über offenem Feuer und Plätzchen.
Nach der Rückkehr ins Camp kümmert sich jeder um sein Gespann. Schlitten sichern, die Hunde aus dem Gespann zu ihren kleinen Hütten führen und ihnen das vorbereitete Futter bringen. Nach dem Fressen wurden dann erst mal ausgiebig Streicheleinheiten verteilt, bevor wir dann selbst in der Kota mit warmen Getränken und Suppe verwöhnt wurden.
Übernachtet haben wir in einer rustikalen Wildnishütte direkt am Madesee, ca. 10 Km von Rauhala entfernt. Tagsüber wurde die Hütte mit einem Holzofen aufgeheizt und in der Nacht sorgte ein kleiner Ölofen dafür, dass die Hütte bei Temperaturen zwischen -20 und -28 Grad nicht komplett auskühlte. Die vorhandenen Schlafsäcke sorgten dann für ein kuscheliges Schlaferlebnis.
Dreh- und Angelpunkt war die Kota, in der wir viele gemütliche Stunden am offenen Feuer verbrachten und Linda’s hervorragende Verpflegung genossen. Hut ab davor was sie unter diesen Bedingungen täglich gezaubert hat.
Spülen war dann Teamarbeit. Da es kein fließendes Wasser und somit auch kein Waschbecken im Camp gab, musste etwas improvisiert werden (Wasser aus dem Eisloch im See auf dem Gasherd erhitzen und dann in Schüsseln). Alles kein Problem.
Zum Entspannen und Aufwärmen nach den Tagesetappen mit den Hundeschlitten, diente die Sauna, anschließend Waschen mit Schnee oder im Vorraum der Sauna mit dem morgens in Eimern bereitgestellten Wasser aus dem See (ist dann nicht so kalt wie Schnee). Ich habe den Schnee bevorzugt.
Mit dem Einbruch der Dunkelheit waren die Naturerlebnisse noch nicht vorbei.
Faszinierend war der Blick in den Sternenhimmel, da hier keine „Lichtverschmutzung“ die Sicht trübt.
Getoppt wurde das noch vom Auftreten der Polarlichter am Himmel, mal mehr, mal weniger stark. Der Höhepunkt war an unserem letzten Abend.
Damit noch nicht genug an Highlights, bekamen wir auch noch Besuch von sieben, 1 Monat alten Welpen mit ihrer Mama Diksi.
Sie verbrachten einige Stunden mit uns in der Kota bevor wir sie dann in ein extra aufgebautes Gehege in ihre kleine Hütte brachten.
Es waren unvergessliche Tage welche einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Tage ohne Hektik mit einem super Team und liebenswerten, beeindruckenden Hunden in wunderschöner Natur
Es hat mir einmal mehr aufgezeigt wie leicht man sich auch an etwas härtere Gegebenheiten anpassen kann, wenn man nur etwas flexibel ist.
Danke an alle Beteiligten!!
Hier noch ein kleines Video unsereres Husky-Abenteuers